Ploimer Klöppelgruppe übernimmt wertvolle Klöppelausstattung

 

Am 29.06.2023 besuchten Frau Helga Böhm und ihre Tochter Katja Reinl nach entsprechenden Vorbereitungen durch Marianne Rollmann die Klöppelgruppe des Geschichtsvereins Pflaumheim. Die beiden hatten seit einiger Zeit nach einer Einrichtung oder Gruppierung gesucht, wo wertschätzend mit dem gespendeten Equipment zum Klöppeln umgegangen wird, da es einen hohen ideellen Wert für die Familie darstellt und sie die Ausstattung dementsprechend nicht einfach im Internet verkaufen wollten.

Bei einem gemütlichen Kaffeeklatsch berichtete Frau Böhm Interessantes zur Vorgeschichte: Ihre Schwiegermutter, damals noch ein Kind, hatte das Klöppelgestell, hergestellt um 1930, bei der Vertreibung aus dem Erzgebirge auf dem Rücken getragen, weil es für ihre Mutter und sie den Lebensunterhalt gesichert hatte und möglicherweise weiterhin sollte. Die Kunst des Klöppelns gehörte auch im erwachsenen Alter immer zu den Attributen von Frau Böhms Schwiegermutter. Da Frau Böhm dieses Handwerk nicht „von Kindheit an“ ausgeübt hatte, wurde ihr zunächst nicht zugetraut, es sich später - schon in den Dreißigern – anzueignen. So ergriff sie die Gelegenheit, sich Grundkenntnisse in einem Kurs anzueignen, und konnte Schwiegermama wohl so von ihren Fertigkeiten überzeugen und im Anschluss auch von ihr lernen.

In der Familie Böhm waren und sind unterschiedliche künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten bei allen beliebt. Für Frau Böhm, die jahrzehntelang am Klöppelkissen wunderschöne Dinge geschaffen hatte (einige überließ sie jetzt der Gruppe), war es ein tiefer Einschnitt, als sie ihr geliebtes Hobby krankheitsbedingt aufgeben musste. Umso mehr freute sie sich, die Klöppelutensilien feierlich der Ploimer Klöppelgruppe im Beisein des 1. Vorsitzenden des Pflaumheimer Geschichtsvereins Wolfgang Krug zu übergeben. Neben dem oben erwähnten Klöppelgestell handelte es sich einen Klöppelsack, Klöppelbriefe, Klöppel aus Holz, spezielle Garne und Anleitungen in Buchform. Die künftige Nutzung und damit der respektvolle Umgang mit dem Equipment ist gewährleistet, da in der Klöppelgruppe immer wieder interessierte Teilnehmerinnen diese alte Handarbeit erlernen wollen.

Als Dank überreichte Marianne Rollmann das vom Geschichtsverein herausgegebene Buch „Pflaumheim im 20. Jahrhundert“ sowie kunstvoll geklöppelte Lilien. Als Frau Böhm einen von Marianne Rollmann geklöppelten Halsschmuck, ein Gingkoblatt, an Monika Kretschmer bewunderte, entschied diese kurzerhand, ihr Exemplar an Frau Böhm zu verschenken im Wissen, dass sie sicherlich bald einen Ersatz von Marianne erhalte. Das Versprechen, in Kontakt zu bleiben, wird hoffentlich spätestens bei der nächsten Klöppelausstellung im März 2024 umgesetzt.

 

 Copyright © 2023: Geschichtsverein Pflaumheim 2006 e.V

 
 

 

 
 

 Die alte Handwerkskunst „Klöppeln“ erlebt eine Renaissance….

 

Klöppeln gibt es seit dem 16. Jahrhundert mit einer interessanten Geschichte. Nachforschungen ergaben u.a., dass es einst in der Kreishauptmannschaft Zwickau 27 vom Staat beaufsichtigte und unterstützte Spitzenklöppelschulen gab. Diese Schulen wurden im Jahre 1896 von 1303 Schülerinnen besucht. Der damalige gesamte Arbeitsverdienst der Schule betrug 30.177 M 48 Pf., das waren durchschnittlich 23 M 16 Pf. pro Schülerin. Die gesamten Einnahmen beliefen sich auf nur 22.718 M 36 Pf. und die Ausgaben auf 20.717 M 51 Pf. Als Staatsbeihilfen wurden 15.580 M gewährt. Das Gesamtsparguthaben derKlöppelschülerinnen bestand am Schluss des Jahres 1896 in 29.935 M 45 Pf. Außerdem gab es in Schneeberg die Königliche Spitzenklöppelmusterschule. 1907 wurde u.a.  in Tiefenbach eine königliche Klöppelschule gegründet. Die Tiefenbacher Klöppelspitzen waren sogar auf den Weltausstellungen zu sehen. In der ehemaligen Klöppelschule ist heute neben dem Rathaus ein Museum untergebracht. In der Zeit der Automatisierung verdrängten Maschinen teilweise das Kunsthandwerk der handgefertigten Klöppelspitzen, so dass es fast vom Aussterben bedroht war. Dadurch ging viel Wissen verloren. Im Laufe der Jahre wurde dieses alte Handwerk jedoch wiederbelebt und erfreut sich heute auch wieder der wachsenden Wertschätzung. Um es aber zu erhalten, wird dieses sehr zeitintensive Handwerk überwiegend nur noch als Hobby betrieben, da diese handgefertigten Spitzen fast unbezahlbar sind.

 

Warum ist Klöppeln wieder so modern?

 

Alte Handarbeitstechniken sind wieder im Kommen, außerdem ist Klöppeln sehr vielseitig und es können unterschiedliche Materialien verwendet werden. Vielleicht auch aus diesem Grund gibt es seit August 2012 das neue Berufsbild „Textilgestalter im Handwerk – Fachbereich Klöppeln“. Zudem gibt es bereits Überlegungen, das Klöppeln als Angebot in die Schulen zu bringen.Es gibt verschiedene Klöppelspitzenarten, die drei Haupttechniken sind Bänderspitze, Torchon und Cluny. Bekannt sind u.a. noch die Schneeberger und Mailänder Klöppelspitze.       Allgemein gesagt, geschieht das Klöppeln, also das Herstellen von Spitze, nur durch das Drehen und Kreuzen von Fäden, die auf Holzstäbchen gewickelt sind, die sogenannten Klöppel. Man kann aber auch bunte Spitze herstellen und mit verschiedenen Materialien, wie Kupfer, Messing- u. dünnem Edelstahldraht, Seide, Gold oder Leinen, arbeiten. Von Schmuck über Kleidungsstücke bis zu modernen Bildern kann man alles machen. Geklöppelt wird entweder auf der Rolle oder auf einem Flachkissen. Mindestens zwei Paar Klöppel braucht man für einen Flechter, bei größeren Stücken können es schon mal um die 60 Paare und mehr sein, aber eigentlich ist der Klöppelzahl keine Grenze gesetzt. „Klöppel sollten aus Holz sein“, ist die Meinung der meisten Klöpplerinnen, denn mittlerweile gibt es sie auch aus Kunststoff. Als Vorlage dient fast immer ein Klöppelbrief, der das Muster für die Arbeit vorgibt. Manche Klöpplerinnen arbeiten aber auch frei, oder sie zeichnen sich ihre eigenen Klöppelbriefe, was sehr zeitaufwendig ist und auch sehr viel Erfahrung und Geschick erfordert.

Fünf Klöpplerinnen haben 2009 im Bachgau mit dem Klöppeln angefangen und seitdem auch nicht mehr aufgehört. So wurde die Ploimer Klöppelgruppe ins Leben gerufen. Die Klöppelgruppe besteht nun bereits seit knapp 10 Jahren. Sie wurde im Mai 2010 gegründet und im Juni 2011 ist sie dem Geschichtsverein Pflaumheim beigetreten. Inzwischen ist die Gruppe auf 11 Mitglieder angewachsen, darunter sind auch 2 Mädchen im Alter von 11 und 14 Jahren. Hinzuzählen muss man noch 4 Ehepartner, ebenfalls Mitglieder im Geschichtsverein, die die Gruppe bei allen Aktivitäten hilfreich unterstützen.

Das Schöne am Klöppeln ist, dass man dadurch auch viele Kontakte „knüpft“, sogar über die Ortsgrenzen hinaus. Das Projekt „Geist der Freiheit“ in der Kultur-Region Frankfurt/Rhein-Main widmet sich im Jahr 2020 den Zusammenhängen zwischen Kleidung, Freiheit und Identität. Hier geht es auch um Umbrüche in der Geschichte der Mode und der Gesellschaft und um handwerklich-kreative Aspekte in der Gegenwart. Museen, Kommunen, Kultur- und Heimatvereine, Volkshochschulen u. Hochschulen sowie Modeateliers stellen im ersten Halbjahr rund 60 Veranstaltungen vor, zu der auch der von der Gruppe ins Leben gerufene „Ploimer Klöppeltag“ für Großostheim als Veranstaltung mit aufgenommen ist.

 

 

Dieser findet am 08. März 2020 im Haus der Vereine statt und trägt das Motto:

 

 

Impressionen vom Klöppeltag:

 

 

 

 

Copyright 2020 by Geschichtsverein Pflaumheim 2006 e.V.

 

Text und Bilder: Marianne Rollmann

Bearbeitet: Herbert Rachor

 
 

 Altes Handwerk

 

Klöppeln

Dieser Trend treibt es auf die Spitze

 

„Hand Made Spitze“, damit haben früher viele Frauen für einen Hungerlohn, in der Zeit der großen Armut, ihre Familien unterstützt. Die Geschichte rund um dieses Handwerk, es stammt aus dem sechzehnten Jahrhundert, ist absolut faszinierend. Von der Vielfältigkeit der teilweisen recht komplizierten Muster einer handgeklöppelten Spitze war damals der modische Adel und Klerus gerade zu besessen. Häufig schmückten sie sich damit als Ausdruck für ihr Prestige. Die Industrialisierung brachte im 19. Jahrhundert die Maschinenspitze hervor und machte das ehemalige Luxusgut zu einem erschwinglichen Modeaccessoire. Das veränderte zwar die Wertigkeit der Spitze, doch sie verlor nie ihren Reiz und kam auch nie wirklich aus der Mode. Heute ist ein Brautkleid ohne Spitze kaum denkbar, ebenso findet sie ihre Anwendung bei Abendkleidern, Alltagstextilien und natürlich bei Dessous. Die maschinell hergestellten Spitzen haben dieses alte Handwerk fast aussterben lassen. Aber in der heutigen Zeit haben es sich einige Frauen und sogar auch Männer zum Hobby gemacht und sie versuchen dieses alte Kunsthandwerk wieder neu zu beleben und damit auch der Nachwelt zu erhalten.

Das hat sich auch die Klöppelgruppe des Geschichtsvereins Pflaumheim 2006 e.V. zur Aufgabe gemacht. Nach langer Planung und vielen organisatorischen Stunden konnte Marianne Rollmann, die Leiterin der Klöppelgruppe, am Sonntag, den 17. März 2019 wieder fast 40 Klöpplerinnen im Pflaumheimer  „Haus der Vereine“ zum

 

7. Ploimer Klöppeltag

begrüßen. Die Gruppen kamen dafür extra aus Seligenstadt, Karlstein, Dorfprozelten/ Großheubach, aus dem Odenwald und sogar aus Gochsheim bei Schweinfurt angereist und es war so, als wäre der letzte Klöppeltag, an dem sie zusammengesessen hatten, erst im letzten Monat gewesen.

 


 

Alle genossen einen wundervollen Tag mit Gleichgesinnten, mit Freunden und interessierten Besuchern. Die Stimmung war super!

Auch die Kinderklöppelgruppe „Otzberger Klöppelhexen“ aus dem Odenwald sind immer wieder gerne dabei. Sie brachten wie jedes Jahr eines ihrer großen Werke mit, das sie wie meistens im Vorjahr  auf dem Deutschen Klöppelkongress gemeinsam geklöppelt hatten: Einzelne Bilder oder Motive, die dann zu einem Bild zusammen gefügt werden können (aber auch einzeln ist jedes Teil sehr schön gearbeitet) sind immer ein echter Blickfang. Nicht nur die Besucher sind von diesen Gemeinschaftswerken fasziniert.

Die Ausstellung zeigte den Besuchern, dass nicht nur langweilige weiße Deckchen aus Omas Zeiten geklöppelt werden. Mit modernen bunten Bildern und verschiedenen Motiven zeigte man eine Palette dessen, was geschickte Hände mit Fleiß, Geduld und Fantasie zaubern können. Auch etliche Schmuckstücke aus speziellen Materialien und aus sehr feinem Edelstahldraht waren neben den alten Klöppelmustern zu bestaunen.

Man konnte den Kindern und Frauen beim Klöppeln über die Schultern schauen und es wurden dabei die vielen interessierten Fragen der Besucher gerne beantwortet sowie die unterschiedlichsten Arbeitstechniken erklärt.

Viele der Besucher kamen aus den umliegenden Landkreisen. Sie waren aufgrund der Ankündigung im "Main-Echo“ auf den Klöppeltag aufmerksam geworden. Erstaunt und interessiert, was man alles klöppeln kann, wurden die verschiedenen Werke der Klöpplerinnen in der gemeinsamen Ausstellung in Augenschein genommen. Einige der Besucher haben auch einmal die Klöppel selbst in die Hand genommen und sich mit Hilfestellung der Klöpplerinnen damit sogar einige Zentimeter auf unseren Gast-Klöppelrollen vorgekämpft. Sogar ein junger Mann war eifrig dabei, die Klöppel tanzen zu lassen.

 

 

Den ganzen Tag wurde gemeinsam geklöppelt, Erfahrungen sowie Tipps und Tricks am Klöppelkissen ausgetauscht und nette Gespräche mit den Besuchern geführt.

O-Ton der begeisterten Gastklöpplerinnen: Das war ein gelungenes Event, so einen tollen Tag sollte man öfters machen, schade, dass er schon vorbei ist.

Nun darf man sich auf den nächsten Klöppeltag am 08. März 2020 freuen.

 

Marianne Rollmann

 

 

 
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